Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Osteopathie zur Komplementär- und Alternativmedizin.
In ihren „Benchmarks for Training in Osteopathy“ aus 2010 definiert die WHO Osteopathie wie folgt:
„Osteopathie bietet ein breites Spektrum an Herangehensweisen zur
Gesunderhaltung und dem Umgang mit Krankheiten an. Die folgenden
Prinzipien zur Behandlung und dem Umgang mit Patienten bilden die
Grundlagen der Osteopathie:
- Der Mensch bildet eine dynamische funktionelle Einheit, dessen Wohlbefinden durch Körper, Geist und Seele beeinflusst wird;
- Der Organismus besitzt selbstregulierende Mechanismen und die natürliche Fähigkeit zur Selbstheilung;
- Struktur und Funktion bedingen sich auf allen Ebenen des Körpers gegenseitig.
Wendet
der Osteopath diese Prinzipien zur Behandlung von Patienten an, so
greift er im Rahmen dieses Konzepts auf den aktuellen Stand von Medizin
und Forschung zurück. Praktizierende Osteopathen verstehen klinische
Zeichen und Symptome von Patienten als Folgen der Interaktion
zahlreicher physischer und nichtphysischer Faktoren. Osteopathie
berücksichtigt besonders die dynamische Wechselbeziehung dieser Faktoren
und die Bedeutung der Patienten-Therapeuten-Beziehung für den
therapeutischen Prozess. Sie ist keine krankheitszentrierte sondern eine
patientenzentrierte Form der Gesundheitsfürsorge. Strukturelle Diagnose
und manuelle Behandlung sind wesentliche Bestandteile der Osteopathie.
Die osteopathische Behandlung wurde als Mittel entwickelt um die
physiologischen selbstregulierenden und selbstheilenden Mechanismen im
Körper zu unterstützen. Dazu werden jene Bereiche des Körpers
angesprochen, die Gewebespannungen, Stress oder Funktionsstörungen
aufweisen, welche die gesunderhaltenden neuronalen, vaskulären und
biochemischen Mechanismen behindern können.“
Aus dem Englischen übersetzt.
Weltgesundheitsorganisation WHO, 2010
Eine
weitere Definition hat der Weltdachverband für Osteopathie, Osteopathic
International Alliance, OIA, in seinem Bericht „Osteopathy and
Osteopathic Medicine“ aus 2014 formuliert:
„Osteopathische Gesundheitsfürsorge bietet ein System an zur
Einschätzung, Diagnose und Behandlung zahlreicher medizinischer
Gegebenheiten. Sie basiert auf dem Prinzip, dass Struktur und Funktion
des Organismus eng miteinander verbunden sind und dass das Wohlbefinden
eines Menschen von dem harmonischem Zusammenwirken seiner
neurologischen, muskoloskelettalen, kardiovaskulären und viszeralen
Strukturen abhängt.
In der Anwendung zielt die Osteopathie
darauf, das allgemeine und natürliche Wohlbefinden des Organismus wieder
herzustellen (und zu erhalten).
Deshalb untersuchen und
behandeln Osteopathen den gesamten Menschen, statt sich auf spezifische
Symptome oder Erkrankungen zu konzentrieren. Patienten, die sich mit
Beschwerden beim Osteopathen vorstellen, werden deshalb umfassend
strukturell wie funktionell untersucht, gemäß der osteopathischen
Sichtweise, wonach die primäre Ursache einer Beschwerde weit von deren
Symptome liegen kann. Dieses Verständnis des Körpers als eine
untrennbare Einheit führt dazu, dass osteopathische Gesundheitsfürsorge
bei Prävention, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen und
Verletzungen oft als personenzentriert statt krankheitszentriert
beschrieben wird (…).
Wesentlich für die osteopathische
Herangehensweise ist die Bandbreite an praktischen manuellen Techniken
zur Untersuchung, Diagnose und Behandlung. Diese Techniken ermöglichen
es dem Therapeuten bestimmte Gesundheitszustände zu erkennen und zu
behandeln (…).
Bei der Anwendung osteopathischer Prinzipien
in der Patientenversorgung berücksichtigt die osteopathische
Herangehensweise den aktuellen Wissensstand in Medizin und Forschung.
Wissenschaftlichen Abhandlungen sowie Evidenz informierten Ergebnissen
kommt daher ein hoher Stellenwert in der Behandlung von Patienten wie
auch im Case Management zu.
Osteopathie ist vor allem für die
Behandlung muskoloskelettaler Beschwerden wie Rücken- und
Nackenschmerzen, Ischiasschmerzen, Sportverletzungen und
Haltungsbeschwerden bekannt. Sie wird auch eingesetzt, um bei der
Behandlung funktioneller Probleme zu helfen wie Atembeschwerden,
Mittelohrentzündung, Verdauungsprobleme und Menstruationsbeschwerden.
Da Osteopathie zur medizinischen Grundversorgung zählt, sind sich
Osteopathen ihrer Verantwortung bewusst, Patienten zu diagnostizieren
und zu überweisen, wenn deren Zustand eine therapeutische Intervention
erfordert, die außerhalb der Kompetenz des Osteopathen liegt.“
Aus dem Englischen übersetzt.
Osteopathic International Alliance OIA, 2014